Die Ständige wissenschaftliche Kommission der KMK (StäwiKo) äußert sich am 11. Juni 2021 zum Aufholen pandemiebedingter Lernrückstände
Glossar
Begriffserklärung:
ADS, ADHS, Aufmerksamkeitsstörung
Aufmerksamkeitsdefizit(ADS) oder Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung(ADHS) sind Begriffe, die uneinheitlich für Schwierigkeiten der Aufmerksamkeitssteuerung und für unruhiges Verhalten verwendet werden. Die Aufmerksamkeitsdefizit- oder Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ist die medizinische Bezeichnung für ein situationsübergreifendes Muster von Auffälligkeiten in den folgenden drei Verhaltensbereichen.
- Unaufmerksamkeit (eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit, eingeschränkte Daueraufmerksamkeit, erhöhte Ablenkbarkeit)
- Hyperaktivität (allgemeine motorische Unruhe)
- Impulsivität (mangelnde kognitive / emotionale Impulskontrolle)
Genauere Diagnosekriterien sind in den Klassifikationsschemata nach ICD-10 und DSM-IV festgelegt.
Etwa 3-5% (300.000 - 500.000) der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind von ADHS betroffen. Deutlich höher ist die Zahl der, die eine weniger starke Symptom-Ausprägung haben.Viele Kinder mit Schulproblemen werden fälschlicherweise als ADS-Kinder diagnostiziert. Die Diagnose kann ab einem Alter von etwa 6 Jahre gestellt werden. Erste Ansprechpartner sind Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie oder Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin. Neben der klinischen Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit- oder Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung gibt es auch Legastheniker, die diese Störung zwar nicht zeigen, jedoch eine nicht ausreichende Aufmerksamkeit haben. Sie sind weder hyperaktiv noch impulsiv.
Anamnese (gr.)
Vorgeschichte des Kranken. Mit Anamnese wird die Kranken- bzw. Lebensgeschichte eines Menschen bezeichnet. Diese Anamnese wird im persönlichen Gespräch mit den Eltern erhoben.
Integrative Lerntherapie
Liegen bei Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen Lern- und Leistungsstörungen vor, gibt immer mehr als nur eine Ursache. Pädagogische, psychologische, soziale und medizinische Einflüsse wirken zusammen und müssen in der Förderdiagnostik und der nachfolgenden Therapie berücksichtigt werden. Nach dem Konzept der Integrativen Lerntherapie werden Elemente aus unterschiedlichen psychologischen Fachrichtungen (z.B. Gesprächstherapie, Motivationspsychologie, Verhaltenstherapie) in der Arbeit integriert. Bewährte Therapie- und Trainingsprogramme kommen hierbei zum Einsatz. Mit einer lösungsorientierten Haltung schaffen sie eine positive therapeutische Beziehung, geben Zuversicht und fördern die Motivation.
Was Integrative Lerntherapie nicht ist:
Lerntherapie ist keine Psychotherapie. Lerntherapie hat einen hohen prophylaktischen Wert. Lerntherapie sollte keine langfristige Lernunterstützung sein. Hilfe zur Selbsthilfe, d.h. eine Entlassung des Klienten in die Selbstständigkeit in absehbarer Zukunft wird angestrebt.
Klassifikationsschema
Klassifikationen, Terminologien und Standards im Gesundheitswesen
Das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) gibt im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit amtliche medizinische Klassifikationen heraus und stellt weitere Terminologien und Standards für das Gesundheitswesen bereit. Um die häufigsten Erkrankungen einzuordnen und ihre Kernsymptomatik zu beschreiben, werden Klassifikationsschemata verwendet.
Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD, engl.: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) ist das wichtigste, weltweit anerkannte Diagnoseklassifikationssystem der Medizin. Es wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO) herausgegeben. Die aktuelle, international gültige Ausgabe (engl. revision) ist ICD-10, Version 2011. Für 2013 ist eine aktualisierte Version angekündigt. Bei der Darstellung einzelner Störungen, zu denen auch die Lese- Rechtschreibstörung und die isolierte Rechtschreibstörung gehören, sind Angaben zur Symptomatik, Diagnostik, Häufigkeit, zum Verlauf und zur Therapie gemacht.
LRS, Lese-Rechtschreibschwierigkeiten, Lese-Rechtschreibstörung, Legasthenie, Rechtschreibschwäche
Begriffliche Vielfalt für Probleme des Kindes beim Erwerb der Schriftsprache. Im deutschsprachigen Raum setzte sich neben dem Begriff Legasthenie die Bezeichnung Lese-Rechtschreib-Schwäche sowie das Kürzel LRS mehr und mehr durch.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben sich in verschiedenen Fachdisziplinen unterschiedliche Begriffe etabliert, die nebeneinander Verwendung finden. Welcher Begriff favorisiert wird, scheint allerdings weniger eine Frage des diagnostizierten Störungsbildes als vielmehr eine solche der Fachdisziplin zu sein, der sich der Diagnostiker zurechnet.
Im deutschsprachigen Raum etablierten sich daneben der Begriff der Lese-Rechtschreib-Schwäche sowie das Kürzel LRS. Mit der Revision der so genannten LRS-Erlasse den 90er-Jahren wurde die Terminologie aus den Texten der Kultusbehörden verbannt und durch den Begriff Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten ersetzt. Das Kürzel LRS steht hierin jetzt nur noch für diesen Begriff.
Der Begriff LRS wird häufig gleichbedeutend für oben genannte Problembereiche verwendet.
Legasthenie
Der Begriff Legasthenie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem ungarisch-österreichischen Neurologen Ranschburg (1928) geprägt, der seine Forschungsergebnisse bei Schulkindern beschrieb.
Der Begriff Legasthenie geht auf das lateinische Wort legere: lesen und das altgriechische Wort astheneia: Schwäche zurück.
Er bezeichnet eine Lese- und Rechtschreibschwäche bzw. -Störung
Seit mehr als hundert Jahren wird das Phänomen LRS weltweit erforscht. Es existieren Bücher in allen erdenklichen Sprachen darüber. Die Franzosen und Amerikaner bezeichnen LRS als "dyslexie, dyslexia", die Engländer als "reading-spelling disability".
LRS ist eine entwicklungsbedingte Teilleistungsstörung des Gehirns und seiner für das Lernen wichtigen neuropsychologischen Funktionen wie Merkfähigkeit, Gedächtnis oder Wahrnehmungsverarbeitung. Diese Teil- (also nicht völlige) Lernstörung beeinträchtigt das Erlernen der Schriftsprache bei einer normalen oder gar überdurchschnittlichen Intelligenz.